Offener Fragebogen zur Leerkündigung an der Zypressenstrasse & Holzlegistrasse

von igbbsl

Pünktlich zu den internationalen Housing Action Days 2023, die vom 24.3. bis zum 2.4. stattfanden, haben wir am 29. März einen offenen Fragebogen an die Eigentümerin der Stefanini-Häuser & -Wohnungen geschickt.

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Bisher ist noch keine Antwort eingetroffen. Die Fragen gingen an das Stefanini-Immobilien-Firmen-Geflecht SKKG, Belplan, Terresta und an die Wohnhilfe der Stadt Winterthur.

Das Stefanini-Immobilien-Geflecht und die städtische Behörde sind daran beteiligt, den Bewohner:innen der Zypressenstrasse 22-28 und der Holzlegistr 41-43 in Winterthur-Wülflingen zu kündigen, um danach die 38 Wohnungen abzureissen und durch Neubauten zu ersetzen.

Wir halten das Vorgehen in Zeiten einer akuten Wohnungsnot für mehr als fragwürdig & machen uns Sorgen über die absehbare Vertreibung der ärmeren Bevölkerung aus der Stadt.

Hier findet Ihr mehr zum Thema:

Café Solidarité an der Zypressen-/Holzlegistrasse

Und hier den Wortlaut unseres Fragebogens:

Offener Fragebogen: Zypressenstrasse/Holzlegistrasse – wie weiter?

Die Interessengemeinschaft der Bewohner:innen und Benutzer:innen von Stefanini-Liegenschaften IGBBSL wurde im Herbst 2014 in Winterthur von besorgten Bewohner:innen als offene Plattform gegründet. Wir sind seit bald zehn Jahren aktiv – und werden es bleiben. Denn trotz dem beträchtlichen PR-Aufwand der Eigentümerin, der Immo- und Kunststiftung SKKG, wissen wir immer noch nicht, wer sich in Zukunft die Stefanini-Wohnungen noch leisten kann.

Die Stefanini-Häuser an der Steinberggasse waren die ersten, die im Auftrag der SKKG leergekündigt und totalsaniert wurden. Alle Bewohner:innen erhielten die Kündigung. Einige konnten zu höheren Mietzinsen und zusätzlichen Nebenkosten zurückkehren. Die Kündigungswelle geht weiter: Mittlerweile haben die ersten Bewohner:innen der Neustadtgasse die Kündigung erhalten. Anfang 2023 wurde zudem bekannt, dass die von Armen bewohnte Stefanini-Siedlung an der Zypressenstrasse 22-28 und Holzlegistrasse 41-43 im nächsten Jahr abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden soll. Der Abriss macht den Bewohner:innen dieser Siedlung grosse Sorgen.

2015 und 2020 haben wir die drängendsten Fragen der Bewohner:innen von Stefanini-Häusern den Verantwortlichen der SKKG und ihrer Immobilienverwaltung Terresta zugestellt. Auf die beide offenen Fragebogen hatten wir damals bloss unverbindliche und beschönigende Antworten erhalten. Trotzdem – wir versuchen es erneut auf diesem Weg, genaueres über die Sanierungspolitik der SKKG zu erfahren. Wir freuen uns auf eine baldige schriftliche Antwort.

Wir möchten von der neuen Direktorin der SKKG, Bettina Stefanini, wissen, ob die bisherigen Bewohner:innen der Zypressen-/Holzlegistrasse in den Planungen der SKKG eine Rolle spielen. Wir richten diesen offenen Fragebogen auch an die Wohnhilfe der Stadt Winterthur, da sie Untervermieterin einiger der Wohnungen ist und in dieser Funktion den Bewohner:innen gekündigt hat.

Wir versenden diesen Fragebogen anlässlich der europaweit begangenen Housing Action Days vom 24.3.-2.4.2023, die sich dem Problem der Gentrifizierung und Vertreibung stellen. Das Schicksal der Zypressen-/Holzlegistrassen-Bewohner:innen ist kein individuelles. Die Drohung, aufgrund von Kündigungen, Luxussanierungen und steigender Mieten die Wohnung zu verlieren, betrifft die ganze lohnabhängige Bevölkerung.

Wir bitten die Verantwortlichen der SKKG und der Wohnhilfe, sich die Zeit zu nehmen und die folgenden Fragen zu beantworten. Wir werden sowohl die Fragen als auch Ihre Antworten veröffentlichen.

Besten Dank für Ihre Bemühungen.
Interessengemeinschaft der Bewohner:innen und Benutzer:innen von Stefanini-Liegenschaften IGBBSL, Winterthur, 29.3.2023

E-Mail: igbb(aet)riseup.net

Diesen Fragebogen erhalten:
– Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG)
– Belplan Immobilien AG
– Terresta Immobilien- und Verwaltungs AG
– Wohnhilfe Stadt Winterthur

Fragen zur Siedlung Zypressenstrasse 22-28 und Holzlegistrasse 41-43:

1. Wie vielen Bewohner:innen der 38 Wohnungen wurde bereits gekündigt?
2. Auf welchen Termin wurde ihnen gekündigt?
3. Wie viele Wohnungen stehen in der Siedlung momentan leer?
4. Weshalb werden die leerstehenden Wohnungen nicht mehr bewohnt bzw. vermietet?
5. Wieso haben die befristeten Mietverträge einen späteren Auszugstermin als die gekündigten Mietverträge?
6. Erhalten die bisherigen Bewohner:innen für die Dauer des Abriss und des Neubaus das Angebot einer Ersatzwohnung?
6a. Falls ja: Zu einem Mietzins, der mit jenen der Siedlung vergleichbar sind?
6b. Falls nein: Wieso nicht?
7. Wird den bisherigen Bewohner:innen die Rückkehr in die Neubauten angeboten?
7a. Falls ja: Welche Garantien erhalten die Bewohner:innen, dass sie wieder einziehen zu können?
7b. Falls nein: Wieso nicht?
8. Was passiert mit jenen Bewohner:innen, die ausziehen müssen und keine zahlbare Wohnung in Winterthur-Wülflingen finden?
9. Was unternimmt die SKKG und die Stadt Winterthur, um eine Vertreibung der armen Stadtbevölkerung zu verhindern?